Wer könnte sich besser in blinde und sehbehinderte Menschen einfühlen als ein sehbehinderter Mensch selbst? Dafür hat Frau Rasper eine Lösung parat: Jessy! Jessy selbst ist von Geburt an sehbehindert und vertiefte ihr Wissen über Yoga bei Frau Rasper bereits vor sieben Jahren. Das Praktizieren der Asanas und ihre Fortschritte inspirierte Jessy damals sich zur Yogalehrerin ausbilden zu lassen. Damit war es eine klare Entscheidung, Jessy mit ins Unterrichts-Team für dieses besondere Projekt aufzunehmen. Jessy freut sich riesig über diese neue Herausforderung und wird von der Gruppe auch gleich herzlich begrüßt.
 
Nachdem alle ihre Plätze auf der Matte eingenommen haben, stellt schon die erste Teilnehmerin eine Frage an Frau Rasper: „Was kann Yoga eigentlich und warum wirkt es sich so positiv auf Körper, Geist und Seele aus?“ Frau Rasper erklärt, dass das Wort Yoga aus dem Sanskrit kommt, einer der ältesten Schriftsprachen der Welt, und mit zusammenbinden oder anschirren übersetzt werden kann - daher auch die Übersetzung Vereinigung von Körper und Geist. Die positiven Wirkungen von Yoga auf Körper und Psyche sind unumstritten. Manche Ärzte behaupten Yoga sei Medizin und in den USA wird Yoga sogar von den Krankenkassen übernommen. Yoga stärkt nicht nur die Muskeln und Gelenke, dehnt und öffnet physische Räume. Yoga kann auch Stress, Migräne und Verspannungen abbauen, entspannen und sogar bei psychischen Leiden helfen - also ein echter Alleskönner!
 
 Ein Jugendlicher meldet sich zu Wort und möchte von Jessy wissen, ob blinde und sehbehinderte Menschen überhaupt Yoga praktizieren können. Klare Antwort von Jessy: "Ja, wenn ein paar grundlegende Dinge von den Lehrenden beachtet werden, wie zum Beispiel genaue und detaillierte Anweisungen in einfacher und präziser Sprache, sodass die Ausführungen leicht nachvollziehbar sind. Aber es gibt auch einige Übungen, wie Umkehrhaltungen, die bei gewissen Krankheiten gar nicht ausgeübt werden sollten. Gleichgewichtsübungen können nach und nach, nur sehr dosiert praktiziert werden. Am wichtigsten sei jedoch die Bereitschaft sich fallenzulassen und Vertrauen aufzubauen! Jessy weiß aus eigener Erfahrung, dass Gerüche, Klänge und Stimmen hierzu einen wesentlichen Beitrag leisten können und zündet auch gleich ein Räucherstäbchen an. Ihr selbst habe Yoga viel Selbstvertrauen geschenkt und ihre Selbstwahrnehmung gestärkt, erzählt Jessy den Teilnehmer:innen.
 
Langsam werden die Kursteilnehmer:innen jedoch ungeduldig und wollen endlich loslegen. Jessy bittet die Jugendlichen sich auf den Rücken zu legen und führt in leichte Atemübungen ein um Ruhe und Entspannung in die Gruppe zu bringen. Schon nach kürzester Zeit merkt man wie die Teilnehmer:innen langsam loslassen und konzentriert die Anweisungen umsetzen. Jessy führt im Anschluss an die Atemübungen durch diverse Grundtechniken des Yoga, erklärt verschiedene Asanas wobei sie ihre Ansagen mit viel Berührung und Stimmeinsatz unterstützt. Die Kursteilnehmer fühlen sich merklich sicher und aufgehoben, die Atmosphäre ist gelöst und entspannt. 

Nach einer Weile sind die Teilnehmer:innen etwas aus der Puste. Jetzt ist es an der Zeit für Frau Rasper die Klangschale einfließen zu lassen. Gezielte Entspannung mit Klangschalen ist keine neumodische Erscheinung. In der indischen Heilkunst ist die Wirkung von Klängen bereits seit über 5000 Jahren bekannt. Durch die richtigen Schwingungen lassen sich die Selbstheilungskräfte aktivieren, bestehende Blockaden lösen und innere Ruhe finden. Nachdem Frau Rasper die Teilnehmer:innen gefragt hat, wer eine Erfahrung mit der Klangschale machen möchte, melden sich fast alle aus der Gruppe. Frau Rasper beginnt, legt die Schale vorsichtig auf den Bauch einer Teilnehmerin und lässt den Stab um die Schale kreisen, es vibriert deutlich und die Teilnehmerin jauchzt zufrieden. Die Schwingungen sollen die Körperzellen anregen, erklärt Frau Rasper. Eine andere Teilnehmerin meint es würde kitzeln. „Nochmal, nochmal“ ruft es aus allen Ecken, aber leider ist die Stunde schon vorbei. 

Gemeinsam wird noch ein Mantra gesungen und Frau Rasper beendet die Stunde mit den Worten:

Lokah samstah sukhino bhavantu
Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich sein

Namasté 

Dankeschön, liebes Namotoyoga Team, für diese unvergesslichen Stunden in Harmonie und Einklang und für das kleine bisschen mehr Selbstvertrauen, das wir mit nach Hause nehmen dürfen.