Hinter den Kulissen des Stuttgarter Balletts

Die Reise beginnt hinter einer geheimen Tür...

Was zunächst aussieht wie eine normale Wand entpuppt sich als Eingang zu einer Welt, die noch keines der zehn Kinder gesehen hat. Kaum hat sich die Tür geschlossen, blendet ein großer Scheinwerfer die Augen und erst als dieser weiter schwenkt, wird klar, dass wir über einen Seiteneingang auf die Bühne gelangt sind und schon fast in deren Mitte stehen.

Leere Plätze im Saal, aber viele Fragen der Kinder:
Wie hat man denn früher ohne Strom und Lampen die Bühne beleuchtet?
Was passiert wenn die Musik nicht spielt?
Und was ist wenn das Bett - ein Teil des aktuellen Bühnenbilds - einfach kaputt geht?

Weiter geht's durch dunkle Gänge, vorbei an riesigen Treppen, Säulen, Wagen, Pferden und anderen beeindruckenden Kulissen für alle aktuellen Stücke, während die staunenden Besucher erfahren, dass in einer der Ballettaufführungen ein echtes Pony seinen Auftritt hat und einen dieser Wagen über die Bühne zieht.

Nächster Halt: zwei riesige Türen, hinter denen sich der große Lastenaufzug für alle Requisiten und Bühnenbilder verbirgt. Wie Zwerge wirken die Gäste auf ihrer Fahrt hinauf in den noch viel größeren Malsaal des Stuttgarter Opernhauses. Vorbei an Landschaftsbildern, Gesichtern, hellen und düsteren Riesenleinwänden geht es von dort direkt weiter in die Kostümabteilung.

Auch hier nehmen die neugierigen Fragen kein Ende und so erfahren wir nicht nur, wie wichtig das Kostüm ist, um die Zuschauer tatsächlich in die damalige Zeit zu versetzen, sondern auch, das über so ein Kostüm alle Berufe und der soziale Status dargestellt werden können. Und wenn eine Figur mal einen ganz besonders dicken Popo haben soll - kein Problem mit dem richtigen Kostüm und viel Schaumstoff.

Nach so viel Eindrücken aus der Welt des Tanzes landen die Kinder am Ende im großen Probesaal und schwingen selber die Hüfte, die Arme, eigentlich den ganzen Körper.
Sie laufen auf Zehenspitzen, lernen, dass warme Füße für einen Tänzer das A und O sind und bekommen nach ein paar Übungen ein erstes Gefühl für Takt und Rhythmus und von der körperlichen Anstrengung hinter all dem scheinbar leichten Bühnenzauber.

Voller neuer Bilder und Einsrücke im Kopf, aber auch restlos erschöpft von den Tanzübungen schlüpft jeder wieder in die Schuhe, wirft einen letzten Blick auf die Plakate vergangener Ballettpremieren und stapft vorbei an einem Bronzekopf des legendären John Cranko hinaus aus der Welt des Balletts hinein in den Stuttgarter Herbstwind dieses Samstag Nachmittags. Vielleicht mit einem etwas leichteren und rhythmischen Gang - ganz bestimmt jedoch um eine besondere Erfahrung reicher!

Fotos: Frederik Laux