Brezel-Geheimnisse

Alles rund um das schwäbische Kulturgut

Was bekommt ein schwäbisches Kleinkind bei einem Ausflug als Erstes zu naschen? Eine Brezel!
Wir sind alle damit aufgewachsen und lieben Sie bis ins hohe Alter. Natur, mit Butter oder sogar mit Leberwurst - es geht einfach nichts über eine ofenfrische und knusprige Brezel vom Bäcker!

Aber wie kommt die Brezel zu Ihrer Form und was ist eigentlich alles drin im Brezelteig??

Um das herauszufinden, ging es für drei Kinder an einem Septembernachmittag zur Bäckerei Grau in Fellbach, vor den Toren Stuttgarts. Ines Grau, die Inhaberin öffnete die Tür und erzählte erst einmal, wie ihre Großeltern vor fast 80 Jahren die Bäckerei gründeten, die nun von ihr weitergeführt wird. Bevor es dann endlich zu den Brezeln ging, lernten die Kinder noch die drei wichtigsten Dingen im Bäckerhandwerk: Frische, Qualität und Hygiene!

Deshalb mussten zuerst die Hände gründlich gewaschen und die Kids mit Mütze und Schürze ausgestattet werden, bevor es ernst wurde: wie backe ich eine Brezel?

Die Beantwortung dieser Frage übernahm dann der Bäckermeister.
Er erzählte vom frühen Aufstehen um 1 Uhr, damit die Brezeln jeden Morgen frisch in der Auslage der Bäckerei liegen können. Ein „Oh“ und „Ah“ geht durch die Bäckerstube – wer hätte gedacht, dass dieses kleine Ding mitten in der Nacht gebacken wird?!

Nachdem der Meister alle Zutaten erklärt hatte, durften die Kinder zusehen, wie der Teig angerührt, geknetet und ausgerollt wurde.

Aber wie bekommt man den Teig nun in die richtige Brezel-Form?

„Das macht jeder anders“, erklärte der Brezelmeister: “Die echten Meister haben eine spezielle Wurftechnik. Der gerollte Teigstrang wird an beiden Händen gehalten und dann in die Luft geschwungen bis sich die Enden verknoten und fertig ist die Brezel.“

Was sich so einfach anhört bedarf aber jahrelanger Übung.
Einfacher geht es mit der sogenannten Schlingmaschine, die unter einem großen Deckel unsichtbar und wie von Zauberhand Brezeln formt.

Aber die Kinder wollten endlich selbst Hand anlegen und aus den Teigwürsten ihre eigene Brezel formen. Gar nicht so einfach, wie es aussah. Zwar waren nicht alle ganz perfekt geworden, aber der Wille war da und es hat richtig Spaß gemacht!

Jetzt nahmen die Brezeln noch ein Bad in einer Lauge, die beim späteren Backen für die typische braune Farbe sorgt. Den Feinschliff bekommt die Brezel dann durch den Einschnitt am Bauch – so heißt der dicke Teil der Brezel - und das Salz darf natürlich auch nicht fehlen.

Und ab in den Ofen: 200 Grad heiß ist es darin – doppelt so heiß wie kochendes Wasser! Eine halbe Stunde später waren die Brezeln schließlich fertig und die Kinder stürzten sich sofort auf die heiße Köstlichkeit. Aber Achtung: „Ihr verbrennt euch den Mund und Bauchweh bekommt ihr obendrein!“, warnte der Bäcker.

Wie Schade! Aber solange die Brezeln noch abkühlten, nutzten die Kleinen die Zeit für einen Abstecher in die Konditorei. Dort gab es eine große Auswahl an Torten, süßen Teilchen und Kuchen und natürlich auch etwas zum Probieren für die kleinen Naschkatzen.

Dann war es auch endlich soweit: Die Kinder konnten ihre warmen, ofenfrischen Brezeln in Empfang nehmen. Eine durfte gleich vernascht werden, die andere wurde in eine Tüte für zu Hause verpackt, womit der Nachmittag in der Bäckerei aber leider auch zu Ende ging. Beim Verlassen der Backstube murmelten die Kinder noch mit halber Brezel im Mund: „war super spannend“, „das müssen wir wieder machen“ oder „ich möchte Bäcker werden“!

Das nennen wir einen gelungenen Ausflug, der den Kindern und Betreuern viel Freude bereitet hat.

Schön, dass das Bäckerhandwerk in seiner ursprünglichen Form noch existiert und es noch Menschen gibt die mitten in der Nacht aufstehen, damit wir morgens eine warme und duftende Brezel genießen können.

Danke an Frau Grau, die diesen Besuch ermöglicht hat!